Interview mit Navina Heyne: „Dann war ich bei Grease im Theater des Westens und war Hin und Weg. Ich habe in den Lebensläufen der Darsteller gesehen, dass man Musical studieren kann und so war der Entschluss gefasst. “

Veröffentlicht am 1. Juni 2022 um 19:59

Navina Heyne ist eine bekannte deutsche Musicaldarstellerin, die 2008 ihr Diplomstudium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München abgeschlossen hat. Sie hat schon die verschiedensten Rollen wie zum Beispiel Jeannie in “Hair”, Königin Anna in “Die 3 Musketiere” und Lucy in “Dracula - Das Musical“ verkörpert. Auch als Gesangs- und Schauspielcoach für Musicals und im Comedy-Bereich ist sie tätig.

 

Navina, wie schön, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Vorab schon mal vielen Dank dafür.

Nun ist unser Kurzinterview für die Musicalzentrale doch schon eine ganze Weile her. Damals hast du die Lucy in “Dracula - Das Musical” gespielt und es würde mich interessieren, woran du momentan arbeitest. Hast du zur Zeit ein Projekt und kannst du hier etwas mehr darüber erzählen?

 

Navina Heyne: 

Ich habe meistens leider zu viele Projekte gleichzeitig und verzettele mich dann immer etwas. Neben meinem YouTube Kanal ist mein aktuelles Projekt vermehrt der Operngesang. Ich habe mich ja über die Jahre schon immer wieder dort weitergebildet und es jetzt aktuell wieder für mich entdeckt. 

Aber auch meine Stand-Up Ambitionen lassen mich nicht los. Ich würde also sagen, schauen wir mal, wo es mich noch so hin treibt. 

 

In diesem Interview soll es etwas persönlicher werden und wir wollen eine kleine Reise in deine Vergangenheit unternehmen.

Als du noch ein Kind warst, hat es ein Ereignis oder eine Person gegeben, die dich zur Musik gebracht hat und in wie weit hat das dich und deine weitere Kindheit geprägt und/oder beeinflusst?

 

Navina Heyne: 

Das waren auf jeden Fall meine Eltern. Sie haben beide viel gesungen und mein Vater hat dazu toll Klavier gespielt. Besonders lustig war es, wenn sie zusammen bei Familienfeiern alte Berliner Lieder und Georg Kreisler Klassiker zum Besten gegeben haben.

 

Bleiben wir noch in deiner Kindheit, Navina.

War Musicaldarstellerin oder generell ein musikalischer Beruf schon immer eine Option für dich oder was wolltest du als Kind werden? Was hattest du dir vorgestellt?

 

Navina Heyne: 

Ich wollte gefühlt alles werden. Tierärztin, Architektin, Pferdewirtin. Ich hatte sogar mal überlegt, Mathematik zu studieren. Aber eigentlich führte alles klar zum Musical. Da ich schon mit 5 Jahren mit Ballett angefangen hatte und auch schon viel Theater gespielt habe und immer im Chor gesungen und Gesangsunterricht bekommen hatte, weiß ich noch, wie ich dachte, wenn ich Musical studiere, vereine ich die meisten Hobbies von mir. Außerdem durfte ich schon mit 15 Jahren die Titelrolle der Kinderoper "Brundibar" in Berlin singen und da hatte ich dann gänzlich Blut geleckt. 

 

Wie oft bist du als Kind und Jugendliche ins Theater gegangen und was hast du vom Theater in diesen Lebensabschnitten generell gehalten?

 

Navina Heyne: 

Ich kann nicht sagen, wie oft, aber ich weiß, ich habe es geliebt. Ob es nun ein Spechtheaterbesuch mit der Schule war oder Ballett und Oper mit meiner Mutter. Ich bin dankbar, dass es mir so häufig ermöglicht wurde. 

 

Wie kam es dann zu deinem Studium zur Musicaldarstellerin?

 

Navina Heyne: 

Ich weiß noch, wie ich mit meiner Mutter überlegt hatte, was ich mit Gesang werden könnte. Und da mir bei klassischer Musik nicht so sehr das Herz aufgeht wie bei moderner, konnte es kein Operngesang werden. 

Dann war ich bei Grease im Theater des Westens und war Hin und Weg. Ich habe in den Lebensläufen der Darsteller gesehen, dass man Musical studieren kann und so war der Entschluss gefasst. 

Gibt es etwas, was du in deiner Laufbahn bereut hast, wo du sagst: „Hätte ich mal…“? Wenn ja, was war es und wieso hast du dich zu dem damaligen Zeitpunkt so entschieden?

 

Navina Heyne: 

Nein, zum Glück nicht. Ich bin wahnsinnig neugierig und freue mich über alles, was ich ausprobiert habe. Ich wünschte mir höchstens, dass ich in meiner Entwicklung schneller gewesen wäre. Ich habe lange gebraucht. Als ich mit dem Studium fertig war, war ich noch nicht wirklich gut. Es ist soviel Arbeit an einem Selbst. Aber auch das kann man eben nicht erzwingen. Es dauert eben so lange es dauert. Das ist aber auch das Schöne, da ich immer noch das Gefühl habe, ich bin noch lange nicht fertig mit dem Ausschöpfen meines Potentials. 

 

Gab es einen Moment in deinem Leben oder auf der Bühne, an dem du wirklich daran gezweifelt hast, dass der Beruf der Musicaldarstellerin die richtige Entscheidung für dich war? Aus welchem Grund oder aus welchem Grund nicht?

 

Navina Heyne: 

Oh, immer wieder. Die Arbeit an einem Selbst bringt regelmäßig viele Selbstzweifel mit sich und daher auch die Zweifel an dem Beruf. Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, etwas völlig anderes zu tun. 

 

Du bist ja auch in der Comedy sehr aktiv, zum Beispiel auch mit “NAVINAs NAGELSTUDIO“ auf YouTube, wo du die Restauration eures Hauses auf witzige Art und Weise dokumentierst. Dein YouTube-Kanal ist unter anderem auch noch für “NAVINA OFFSTAGE“ bekannt sowie für die gesungenen Interviews, beides hast du in der Zeit begonnen, als du in Ulm die Rolle der Lucy spieltest. Wird in Zukunft noch mehr von diesen Formaten zu finden sein und sind noch ganz neue Formate geplant, zu denen du an dieser Stelle schon etwas verraten möchtest?

 

Navina Heyne: 

Ja, auf jeden Fall! Diesen Sommer möchte ich unbedingt wieder neue Folgen NAVINA OFFSTAGE drehen. Diesmal bin ich ja in Tecklenburg. Und da meine Rolle nicht so groß ist, werde ich hoffentlich nebenbei Zeit dafür finden. 

Ideen für weitere Formate habe ich auch viele. Leider hapert es immer an der Zeit zum Umsetzen. 

 

Als Gesangs- und Schauspielcoach im Bereich des Musicals hast du sicher auch einige Schüler, die von großen Bühnen träumen und das Ziel haben, einmal Musicaldarsteller zu werden. Aber wie schwer ist es tatsächlich in dieser Branche Fuß zu fassen und was hast du für Tipps für diejenigen, die den Weg zu den großen Bühnen beschreiten wollen?

 

Navina Heyne: 

Ich sage immer, wenn du glücklich werden kannst mit einem anderen Job, dann mach auf jeden Fall den. Es ist schon nicht so leicht, Fuß zu fassen im Musical. Vor allem als Frau. Es gibt viel mehr Frauen und viel weniger Frauenrollen. 

Aber ich bin natürlich trotzdem immer wieder dankbar, dass ich mit Musical mein Geld verdienen darf. 



Wir befinden uns hier ja auf einer Webseite, die hauptsächlich für Musicalkritiken eingerichtet wurde, und deswegen meine letzten Fragen: 

Wie oft liest du selbst Musicalkritiken, wie ernst nimmst du diese und worauf müssen, deiner Meinung nach, gute Kritiken unbedingt eingehen, dass sie für dich konstruktiv sind?

 

Navina Heyne: 

Wenn sie gut über einen schreiben, sind sie ganz wichtig, wenn sie schlecht schreiben, erinnert man sich daran, dass sie eigentlich ganz unwichtig sind. 😂

Scherz beiseite. Natürlich ist man immer sehr gespannt auf die Kritiken. Ich freue mich immer, wenn die Autor*innen eine eigene Meinung haben. Dann darf auch mal was verrissen werden. Aber bitte differenziert. 

 

Vielen Dank für deine Zeit, die interessanten Antworten und das tolle Interview. Bis hoffentlich bald mal wieder!