Kurzinterview mit Patrick Stanke: „Ich muss zugeben, dass ich überhaupt kein ‚Musical-Gucker’ bin. Selbst, wenn ich mir eines aus Vorbereitungszwecken ansehe, fällt es mir schwer, immer konzentriert bei der Sache zu bleiben, da ich dann doch viel lieber spielen möchte als nur zuzusehen.“

Veröffentlicht am 7. Juni 2022 um 19:15

Seit nunmehr über 25 Jahren ist Patrick Stanke einer der bekanntesten, deutschen Musicaldarsteller. Er ist jedoch auch als Sänger, Schauspieler, Regisseur und Hörspielsprecher tätig. Vor allem durch seine Titelrollen in Musicals wie “Jekyll & Hyde“, “Mozart!“ und “Artus - Excalibur“ ist er bekannt geworden. Zuletzt spielte er unter anderem die Rolle des Gerolds in “Die Päpstin - Das Musical“ in München.

 

Patrick, vielen Dank, dass du dich zu diesem kleinen Interview bereit erklärt hast.

Beginnen wir doch gleich mit einer deiner zuletzt übernommenen Rollen, die des Gerolds in “Die Päpstin - Das Musical“. Es ist ja nicht das erste Mal, dass du Gerold verkörpert hast. 2015/16 hattest du die Rolle in Nordhausen übernommen und du wirst sie auch voraussichtlich wieder im Dezember 2022 in Füssen übernehmen (Quelle: https://das-festspielhaus.de/programm/die-paepstin/; zuletzt überprüfter Stand: 07.06.2022). Was ist, deiner Meinung nach, das Besondere an der Rolle des Gerolds und wie individualisierst du sie selbst?

 

Patrick Stanke: 

Nun, Gerold ist neben den üblichen „Heldenrollen“ gar nicht so einfach zu greifen, da er einige heldenuntypische Dinge tut. Er ist seiner Frau nicht treu und vernachlässigt seine Ehe, etc. All das sieht man im Musical nicht wirklich, aber wenn man die Rolle mal weiter denkt, dann müsste das doch der realistische Bogen sein, den die Rolle schlägt. Die Rolle ist aber nach der Entwicklung zum Partner von Johanna gespickt mit lauter Heldentaten. Von Liebe, Ehrerweisungen, totaler Aufgabe seiner eigenen Pläne, bis hin zum Tod für die gute Sache. So einen Ehrenmann zu spielen, ist natürlich immer eine Freude. 

Ob ich im Dezember wieder dabei bin, steht noch nicht fest. Ehrlich gesagt erfahre ich gerade von dir, dass es im Dezember Vorstellungen gibt. 

Wir werden sehen. 

 

Bleiben wir doch noch im Theater.

Was muss ein Musical für dich als Musicaldarsteller aufweisen, damit du sagst, dass du dieses unbedingt selbst sehen oder sogar spielen möchtest? Welche Art von Musical siehst und spielst du selbst am liebsten?

 

Patrick Stanke: 

Ich muss zugeben, dass ich überhaupt kein „Musical-Gucker“ bin. Selbst, wenn ich mir eines aus Vorbereitungszwecken ansehe, fällt es mir schwer, immer konzentriert bei der Sache zu bleiben, da ich dann doch viel lieber spielen möchte als nur zuzusehen. 

Ein Musical muss eine nachvollziehbare Handlung haben, gerne noch mit einem cleveren Twist, und vor allem muss es gute Musik haben. In welche Richtung diese gehen muss, ist dabei gar nicht so wichtig. Es gibt Musicals mit Pop Musik, die genauso toll ist wie andere mit klassischer Musik. Beispiel: “Rent“, “Les Misérables“, “Dear Evan Hanson“, “Mozart!“, etc. 

 

Du hast während den Lockdowns aufwendig und professionell gestaltete Streamingkonzerte (Livetime Concerts) angeboten. Nun, da sich die Situation wieder entspannt hat und die Theater geöffnet haben, gibt es schon seit einiger Zeit keine Streamingkonzerte deinerseits mehr. Wird es in dieser Hinsicht ein Comeback geben? Wenn ja, wann, oder wenn nicht, aus welchem konkreten Grund nicht?

 

Patrick Stanke: 

Da Ich immer wieder danach gefragt werde, haben wir, also das LIVETIME CONCERT Team, uns beraten und beschlossen, dass wir einmal pro Jahr ein Streaming Konzert machen werden. 

Wann und wo und mit wem, das steht alles noch nicht fest. 

Außerdem bietest du manchmal auch Workshops im Bereich des Musicals an. Kommen vielleicht auch öfters Fans, die eigentlich mehr an dir und weniger am Lernen interessiert sind? Wenn ja, wie reagierst du dann darauf? 

 

Patrick Stanke: 

Ich nehme solche Umstände immer sehr professionell und aufklärend auf. Das ist ja dann letztendlich nicht das Ziel eines solchen Workshops, unbedingt Zeit mit mir zu verbringen, ist aber naturgemäß unabdingbar. 

Aber da bei den meisten Workshops meine Frau mit dabei ist, die eh viel interessanter ist als ich, erledigt sich sowas meist von selbst. 

 

Wie sind deine Erfahrungswerte? 

Was nehmen die Teilnehmer, deiner Meinung nach, aus den Workshops für ihre persönliche Entwicklung und vielleicht auch für ihre Berufswahl mit? Hast du schon mal ein im Verborgenen schlummerndes Naturtalent entdeckt oder möglicherweise jemandem vom gewünschten Beruf des Musicaldarstellers wirklich abraten müssen?

 

Patrick Stanke: 

Man lernt vor allem eine Menge über sich selber und über seine Wirkung auf andere. 

Denn unsere Workshops sind wie Open Masterclasses aufgebaut. Bedeutet, dass alle, die gerade nicht dran sind, dem aktiven Teilnehmer zuschauen und eventuell auch von mir eingebaut werden. 

Natürlich gibt es auch Workshop Teilnehmer, die dann während eines solchen feststellen müssen, dass es für die professionelle Bühne nicht reicht, das ist aber auch nicht das vorherrschende Ziel dieser Veranstaltung. 

Im Fokus stehen als erstes immer Spaß an der Musik und am Musical. Begeisterung für ein Genre, das uns alle irgendwie verbindet. So bin ich während des Workshops auch Teil des gesamten Ensembles und gemeinsam helfen wir uns gegenseitig, Dinge zu erschaffen, die man ein paar Stunden zuvor noch für unmöglich gehalten hat. 

 

Wir befinden uns hier ja auf einer Webseite, die hauptsächlich für Musicalkritiken eingerichtet wurde, und deswegen meine letzten Fragen: 

Wie oft liest du selbst Musicalkritiken, wie ernst nimmst du diese und worauf müssen, deiner Meinung nach, gute Kritiken unbedingt eingehen, dass sie für dich konstruktiv sind?

 

Patrick Stanke: 

Ich lese selten Kritiken, da ich und meine Kollegen ja oft selber wissen, was ganz gut geklappt hat und woran es hapert. Ich selber lege wenig wert auf die Meinung eines Einzelnen, vorwiegend Kritiker einer Tageszeitung, der mit dem allgemeinen Musicalgeschehen nichts am Hut hat. 

Deshalb ist es umso wichtiger, dass es solche Seiten wie diese gibt, wo sich Kritiker aufhalten, die genau Bescheid wissen über das hiesige Geschehen. 

Diese lese ich dann gerne und aufmerksam. 

Was ich bei Kritiken nicht lesen muss, ist, ob Thomas Gottschalk oder Barbara Schöneberger auf der Premierenparty waren, und auch nicht, ob irgendein andere Darsteller gar doch viel Besser geeignet wäre. Das ganze Thema „Besetzung“ ist immer ein langwieriger Prozess und wenn der Fan oder der Kritiker das Stück ansehen, ist das alles schon passiert und aus gutem Grund so ausgefallen wie es ist. 

 

Jetzt sind wir auch schon wieder am Ende dieses Kurzinterviews angelangt. Ich danke dir für deine interessanten Antworten und deine Zeit, Patrick. Bis hoffentlich auf ganz bald!