"Elisabeth - Das Musical" - Konzertante Aufführung - Wien

Veröffentlicht am 2. Juli 2023 um 21:40

Cast am 29.06.2023

Rolle Verkörpert durch
Kaiserin Elisabeth Maya Hakvoort
Sisi (junge Elisabeth) Abla Alaoui
Der Tod Mark Seibert
Luigi Lucheni David Jakobs
Kaiser Franz Joseph André Bauer
Erzherzogin Sophie Daniela Ziegler
Kronprinz Rudolf (erwachsen) Moritz Mausser
Kronprinz Rudolf (Kind) Niklas Petzer
Herzog Max in Bayern Hans Neblung
Herzogin Ludovika(/Frau Wolf) Katja Berg

Vor dem Weltkulturerbe der UNESCO, dem Schloss Schönbrunn in Wien, wo auch bereits Joseph Haydn und  Wolfgang Amadeus Mozart auftraten, ist eine große Bühne aufgebaut - die Bühne für die gelungene Umsetzung der konzertanten Aufführung von "Elisabeth - Das Musical“.

 

Besuchte Vorstellung: 29.06.2023

 

Das Schloss Schönbrunn in Wien war das einstige Zuhause der Kaiserin Elisabeth und dort spielte nun auch das Musical "Elisabeth“ als konzertante Aufführung und erzählte die Geschichte der eigenwilligen Kaiserin, besser bekannt als Sisi.

 

Vor dem Antlitz des Schlosses empfing eine riesige Bühne das Publikum. Zu gegebener Zeit erstrahlte der Mond direkt über dem Schloss und verlieh dem Ganzen einen authentischen Glanz.

 

Diese konzertante Fassung des Musicals „Elisabeth“ erfuhr etliche Kürzungen, welche für das Verständnis der Geschichte nicht ins Gewicht fielen. Jedoch sorgten die fehlenden Lieder und Strophen bei den Fans des Stücks, gerade in den Liedern: „Ich gehör nur mir“ und „Milch“, für Verwunderung.

Das Bühnenbild wurde so konzipiert, dass ein viereckiges Gerüst, was an einen Türrahmen erinnerte, seitlich erklommen werden konnte, so zum Beispiel von Luigi Lucheni oder auch von dem Tod.

Generell wurde hier unter den gegebenen Umständen viel möglich gemacht. Beispielsweise verwandelte sich das Gerüst bei dem Lied "Schön euch alle zu sehen“ in eine Schaukel. 

Auch fuhr das Kaiserpaar bei "Kitsch“ in einer Pferdekutsche vor die Bühne, was dem Ideenreichtum vom Regisseur Gil Mehmert zu verdanken war und einen imposanten Einstieg in den zweiten Akt darstellte.

Die historischen Kostüme unter der Verantwortung von Yan Tax waren jene, die man aus dem Musical kannte und erwartete. 

Auch hat das spektakuläre Lichtdesign von Michael Grundner dazu beigetragen, dass die Geschichte zum Leben erweckt wurde. So wurde das Schloss mit verschiedenen Farben und Mustern angestrahlt und in die Geschichte integriert.

Ein weiteres Highlight waren die brennenden Fackeln, die vom Ensemble im Lied "Die Totenklage“ auf die Bühne getragen wurden.

Ebenfalls gut gelungen, dem Original ähnlich und der Situation entsprechend abgewandelt, waren die Choreographien von Simon Eichenberger, die auch sehr zum Musicalfeeling beitrugen.

 

Für einen voluminösen Klang sorgte das eindrucksvolle Orchester der Vereinigten Bühnen Wien, welches auf der Bühne Platz genommen hatte, unter der musikalischen Leitung von Carsten Paap.

Schade war es jedoch, dass der Sound einige Wörter der Darsteller verschluckte und sie manchmal Mühe hatten, gegen das Orchester anzukommen. Auch wurden die Mikrofone der Darsteller einige Male zu spät eingeschaltet.

 

Besonders in Erinnerung blieb, dass Sylvester Levay, der das Stück komponiert hat, auf die Bühne kam und das Lied "Ich gehör nur mir“ selbst dirigierte.

Bei diesem Lied fand auch der zu dem Zeitpunkt fragwürdige und eher unspektakulär wirkende Wechsel zwischen Abla Alaoui als junge Sisi und Maya Hakvoort als Kaiserin Elisabeth statt. Hier bestand die Gefahr, dass der Zuschauer das irreführende Gefühl bekam, es wäre ein Zeitsprung in der Geschichte passiert.

Abla Alaoui, die der heimliche Star des Abends war, hat ihre Rolle der jungen Elisabeth darstellerisch, gesanglich und tänzerisch mit Bravour ausgefüllt und hätte garantiert auch das gesamte weitere Stück mit ihrer sicheren Intonation und ihrem angenehmen Timbre zu bereichern gewusst.

Maya Hakvoort konnte mit ihrer Erfahrung als Elisabeth überzeugen und hat eine souveräne gesangliche Leistung erbracht, wobei sie sich sehr an der Klassik orientierte. Jedoch merkte man ihr und ihrer Stimme leider bereits ihre Reife an, ihr starkes Vibrato tönte an manchen Stellen wie in dem Duett "Wenn ich tanzen will“ etwas unangenehm. 

Der bekannte Tenor Mark Seibert, in der Rolle als Tod, legte am besuchten Vorstellungsabend weniger Expressivität als gewohnt an den Tag. Er war gerade im ersten Akt sehr auf tonale Sicherheit bedacht und wirkte generell etwas angestrengt. Im zweiten Akt kam er jedoch wieder ein wenig aus sich heraus und konnte zum Beispiel in dem Lied "Die Schatten werden länger (Reprise)“ mit seiner Stimmgewalt überzeugen. Darstellerisch und tänzerisch konnte er seiner Rolle mehr als gerecht werden. Bei dem letzten langgezogenen Ton in dem Auszug aus "Der letzte Tanz“ beim Schlussapplaus hatte er jedoch Probleme in der Intonation.

Stimmlich mal etwas anderes war David Jakobs als Luigi Lucheni. Er verlieh seiner Rolle einen eigenen Charakter mit viel Entertainment. Obwohl er seinen letzten Ton bei dem an die Eröffnungsnummer anschließenden Lied "Elisabeth“ eher unvorteilhaft geschrien als gesungen hat und dies nicht zum letzten Mal vorkam, konnte er in Liedern wie "Milch“ oder "Kitsch“ mit seiner eigenen gesanglichen Interpretation begeistern.

 

André Bauer konnte als Kaiser Franz Joseph anstandslos seine Rolle darstellen. Nur im Zusammenspiel mit Abla Alaoui als junge Elisabeth hätte man sich gewünscht, dass er ihr als junger Franz Joseph vom Make-up her ein wenig angenähert worden wäre.

 

Eine kleine Überraschung war der elfjährige Niklas Petzer, der mit seiner klaren Knabenstimme in der Rolle als kindlicher Kronprinz Rudolf das Lied "Mama, wo bist du?“ sauber intoniert hat.

 

Moritz Mausser als erwachsener Kronprinz Rudolf konnte vor allem in dem Duett "Die Schatten werden länger“ und dem Lied "Wenn ich dein Spiegel wär“ mit sicherer und kräftiger Stimme und seiner Darstellung das Publikum in seinen Bann ziehen.

Ebenso passte Daniela Ziegler als Erzherzogin Sophie, die Mutter des Kaisers, ausgezeichnet zu dieser strengen Rolle, die sie auch schon bei früheren Produktionen von "Elisabeth - Das Musical“ inne hatte.

 

Aber auch Hans Neblung als Herzog Max in Bayern, Elisabeths Vater, und Katja Berg als Herzogin Ludovika, Elisabeths Mutter, und als Frau Wolf sowie das restliche achtzehnköpfige Ensemble haben an diesem Abend ihr unbestreitbares Können an den Tag gelegt und wussten zu überzeugen.

 

Die konzertante Aufführung von "Elisabeth - Das Musical“ ist trotz kleinerer Schwächen überaus sehenswert und nicht nur für Musicalfans eine Reise nach Wien wert.