
Cast am 13.03.2025
Rolle | Verkörpert durch |
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Sweeney Todd | Max Niemeyer |
Mrs. Lovett | Daniela Dett |
Anthony | Christian Fröhlich |
Johanna | Alexandra-Yoana Alexandrova |
Tobias | Lukas Sandmann |
Richter Turpin | Karsten. Kenzel |
Büttel Bamford | Enrico Treuse |
Bettlerin | Sanne Mieloo |
Pirelli | Garnot Romic |
Ein Vogelhändler/Mr. Fogg | Kevin Arand |
Der Barbier des Grauens aus der Fleet Street führt mit seinem blutigen Rasiermesser am Stadttheater Linz im Musiktheater seine tödliche Rache aus und hält das Publikum im Atem. Der Musicalthriller überzeugt in dieser Inszenierung des Sondheim Musicals "Sweeney Todd“ mit starken Emotionen und einem überraschend transformativen Bühnenbild.
Besuchte Vorstellung: 13.03.2025 19:30 Uhr
Zu Unrecht und aus Habgier von Richter Turpin verbannt, kehrt Benjamin Barker unter dem neuen Namen Sweeney Todd nach London zurück, um seine Frau und seine Tochter Johanna wiederzufinden und sich an dem Mann zu rächen, der sie ihm genommen hat. Doch als er erfährt, dass seine Frau angeblich gestorben ist und es für ihn nach einem gescheiterten Rettungsversuch durch Anthony, seinen Retter und den Verehrer seiner Tochter, keine Möglichkeit gibt, Johanna wiederzusehen, wird auch seine Rache vereitelt. Aus seinem Plan entwickelt sich ein dem Wahnsinn verfallener Feldzug, der eine blutrote Spur bis in den Barbiersalon über der Pastetenbäckerei von Mrs Lovett in der Fleet Street hinterlässt. Während zu hoffen ist, dass die Mägen der Zuschauer stark genug für diese ausgefallene Geschichte sind, erfreuen sich die sonst so ungenießbaren Pasteten bei den Bühnengästen der Bäckerei wachsender Beliebtheit. Grund dafür? Dank Sweeneys mörderischem Wahnsinn hat Mrs Lovett stets kostenloses Fleisch für ihre Pasteten.
Die Inszenierung und die Choreografien wirkten leichter als jene am Broadway und nahmen dadurch auch etwas von der immensen Schwere des Stücks, was es dem Publikum erleichterte, der Geschichte zu folgen.
Die große Bühne des Musiktheaters mit dem liebevoll gestalteten und detailreichen, wenn auch überwiegend düsteren Bühnenbild unter der Verantwortung von Charles Quiggin, das die zum Teil ärmlichen und unreinlichen Verhältnisse des Londons des 19. Jahrhunderts authentisch darstellte, trug das gesamte Stück mit einer visuellen Würde, die im Musical selten zu finden ist. Nicht nur, dass die Bühne vorne das Orchester umschloss und sich das Stück dadurch auch vor und neben dem Orchestergraben entfalten konnte, auch der doppelte Bühnenboden, aus dem zu Anfang des Stücks wie aus einem Grab Erde geschaufelt wurde, machte bereits Eindruck. Und wo zunächst der Schein entstand, das Bühnenbild bestehe aus Mrs Lovetts Laden, Sweeneys alter Wohnung innerhalb einer Hausfassade und Johannas Zimmer in zwei Ebenen, wurden diese Ebenen zum Finale angehoben und offenbarten die Kellerebene samt Pastetenofen.

Die Kostüme unter der Verantwortung von Aleś Valaśek fügten sich nahtlos in das Jahrhundert und die düstere Geschichte ein. Viele dunkle Stoffe zeichneten die Charaktere klar, wobei Johannas leicht roséfarbenes Kleid einen starken Kontrast setzte, ebenso wie Pirellis blauer, an den Regency Stil erinnernder Gehrock.
Das Lichtdesign von Michael Grundner tauchte die Bühne zumeist in ein düster schummriges, mystisches Licht und fing stets die jeweilige Szenenstimmung sowie das Blutvergießen treffend ein.
Die Musik von Stephen Sondheim wurde mit durchdringender Klangkraft vom Bruckner Orchester unter der musikalischen Leitung von Raban Brunner umgesetzt. Die Sondheim typischen, vielfach disharmonischen Kompositionen, die auch die Sänger stark forderten, mögen nicht jedes Ohr angenehm erreichen, wurden in dieser Produktion jedoch zu einem musikalischen Highlight.
Der Ton lag in der Verantwortung von Kai Mäder, Jens Kniebe und Markus Wypior. Während der Toneinsatz am Ende mit einem klar differenzierten und wirkungsvoll eingesetzten Kellerhall beeindruckte, entstand zwischenzeitlich immer wieder der Eindruck, dass die einzelnen Sänger im Verhältnis zum Orchester zu leise abgemischt waren.

Der gesamte Cast erbrachte an diesem Abend eine unbestreitbar herausragende Leistung in diesem anspruchsvollen Musical und der Chor des Landestheaters Linz faszinierte mit stimmlicher Schlagkraft, auch wenn es stellenweise schwierig war, die gesungenen Worte differenziert zu verstehen.

Max Niemeyer verkörperte Benjamin Barker alias Sweeney Todd mit einer besonderen, gefährlichen Verletzlichkeit, die sich abzuheben wusste. Sein warmes Timbre gepaart mit stimmlicher Kraft verlieh seinem Gesang einen dringlichen, doch zutiefst menschlichen Nachdruck. Ihm gelang es, die eigentlich verstörende Figur für das Publikum emotional greifbar werden zu lassen.

Mrs Lovett wurde von Daniela Dett dargestellt. Ihre Rolle wirkte in dieser Inszenierung eher schrill und anhänglich als herrisch und tatsächlich selbstständig. Ihr Gesang unterstrich diese Darstellung, wirkte jedoch stellenweise überzeichnet, was zu minimalen Intonationsproblemen führte, insbesondere in den Duetten mit Max Niemeyer.
Christian Fröhlich spielte den jungen, in Johanna verliebten Seemann Anthony mit stimmlicher Präzision, darstellerischer Tiefe und wachsendem Mut. Die Duette mit Alexandra-Yoana Alexandrova waren stets willkommene Einlagen in der sonst schwergewichtigen Musik.

Johanna wurde von Alexandra-Yoana Alexandrova verkörpert. Ihr gelang es, die ängstliche Zerrissenheit ihrer Rolle glaubhaft darzustellen und im Laufe der Geschichte in eine unterdrückte, aber dringliche Kraft zu verwandeln. Besonders hervorzuheben war ihr sicherer Umgang mit den nicht zu unterschätzenden tonalen Höhen dieser mädchenhaften Figur, die sie mit einer klassischen Gesangstechnik meisterte, auch wenn ihre phonetische Verständlichkeit dadurch stellenweise leicht beeinträchtigt wurde.

Ebenfalls sehr positiv zu nennen ist Lukas Sandmann als Tobias, dessen Stimme stets durchdringende Aufmerksamkeit erzeugte. Seine Darstellung der Unwissenheit und beinahe kindlichen Unschuld seiner Figur gelang ihm exzellent und nachhaltig.
"Sweeney Todd - Barbier des Grauens von Fleet Street“ in der Linzer Inszenierung ist allen zu empfehlen, die sich auf Sondheims Musik und die schaurige Geschichte einlassen können und dabei einen hervorragenden Cast auf einer beeindruckenden Bühne erleben möchten.