"Rock Me Amadeus - Das Falco Musical“ - Ronacher Theater - Wien

Veröffentlicht am 3. Mai 2025 um 16:13

Cast am 04.03.2025

Rolle Verkörpert durch
Hans (Falco) Moritz Mausser
Alter Ego Charles Kreische
Isabella Katharina Gorgi
Horst Kai Peterson
Markus Franz Frickel
Maria Shlomit Butbul
Billy Simon Stockinger
Hansi Martin Enenkel
Kleiner Hans Vitus Pichler
Kleiner Billy Steven Ashton Ablog

Das überaus moderne und kreativ inszenierte "Rock Me Amadeus - Das Falco Musical“ begeistert das Publikum im Ronacher Theater in Wien mit weltbekannten Falco-Hits sowie eigens für dieses Musical von Rob Bolland und seinem Sohn Justin Dylan Bolland komponierten neuen Songs.

Besuchte Vorstellung: 04.03.2025 18:30

Während das Publikum in die Geschichte von Johann (Hans) Hölzel von Kindesbeinen an – eindrucksvoll dargestellt und gesungen als Kinderrolle von Vitus Pichler – eingeführt wird, erlebt es mit, wie sich sein Alter Ego Falco entwickelt und beide Egos gemeinsam Höhen und Tiefen durchleben, bis hin zu einem tragischen Ende. Die Geschichte beginnt mit einer langsamen Einführung, die jedoch keineswegs deplatziert wirkt. Der behutsame Einstieg erleichtert dem Publikum den Zugang, bevor das Stück zunehmend an Fahrt aufnimmt.

Beeindruckend war zunächst das Bühnenbild von Stephan Prattes, das mit Spiegelfragmenten an den Seiten und an der Decke bis in den Zuschauerraum hineinragte. Die Spiegel konnten einerseits als Symbol für Falcos nach außen hin übersteigertes Selbstbild und seine Egozentrik gelesen werden, andererseits aber auch als Ausdruck seines innerlich zersplitterten Selbst, mit dem er wohl zeitlebens rang.

Ein weiteres Highlight im zweiten Akt war der große, steinern wirkende Falco-Schädel, in dem sein Alter Ego wohnte. Durch seine Drehung offenbarte er eine Schaltzentrale im Inneren seines Gehirns.
Die Szenenwechsel funktionierten durchgehend flüssig und ohne sichtbare Störungen.

Die Kostüme, entworfen von Uta Loher und Conny Lüders, griffen die Zeit sowie Falcos ikonisches Image mit Sonnenbrille und Lederjacke ebenso auf wie elegante Kleider und weiße Anzüge für das Ensemble. Sie passten hervorragend zu diesem modernen, innovativen Musical.

 

Auch die zumeist energiegeladenen Choreografien von Anthony Van Laast fügten sich stimmig in das zeitgemäße Gesamtbild ein und hinterließen einen bleibenden Eindruck.

 

Das Lichtdesign von Howard Harrison trug das Stück visuell eindrucksvoll durch den Abend.

Hervorzuheben ist auch besonders das Sounddesign von Thomas Strebel, das im Vergleich zu anderen Produktionen geradezu perfekt abgestimmt war. Am besuchten Abend war kein einziger Patzer zu verzeichnen.

 

Das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien und die fünf Bühnenmusiker unter der musikalischen Leitung von Peter Biró sorgten für einen vollen, durchdringenden Klang, der die Musik kraftvoll zur Geltung brachte.

Das Buch und die kreative Entwicklung lagen in den Händen von Christian Struppeck, während Musik und Liedtexte von Rob, Ferdi und Justin Dylan Bolland, Thorsten Börger, Patrick Ehrlich, Peter Hoffmann, Edgar Höfler, Franz Plasa und Steve Van Velvet sowie Johann Hölzel (Falco) selbst stammten. Bekannte Titel wie "Der Kommissar" oder "Rock Me Amadeus" animierten das Publikum zum Mitwippen und Mitklatschen und sorgten für eine besondere, fast konzertartige Stimmung. Die deutschen Fassungen der neuen Songs, etwa "Ein Weisses Blatt Papier“ oder "I Am You“, komponiert und geschrieben von Rob und Justin Dylan Bolland, stammen von Wolfgang Adenberg. Diese blieben besonders positiv im Gedächtnis sowie lange im Ohr und erwiesen sich als absolut Falco-würdig. Wohltuend fiel zudem auf, dass umstrittene Songs wie Jeanny und Coming Home nicht kommentarlos präsentiert, sondern dramaturgisch eingebettet und kontextualisiert wurden.

 

Auch wenn das Ensemble zu Beginn der Vorstellung nicht ganz auf dem Punkt war, steigerte es sich im Verlauf merklich und überzeugte schließlich mit voller stimmlicher Präsenz. Es steht außer Frage, dass der gesamte Cast an diesem Abend eine herausragende Leistung zeigte.

Moritz Mausser verkörperte Hans Hölzel (Falco) mit einer beinahe erschreckend authentischen Imitation, sowohl darstellerisch als auch tänzerisch und gesanglich. An manchen Stellen konnte das Publikum vergessen, dass hier ein Darsteller auf der Bühne stand. Zwar waren beim Song "Egoist“ beim ersten „Welt“ sowie am Ende des Songs minimale Intonationsschwächen zu erkennen, doch schmälerten diese den positiven Gesamteindruck seiner Gesangsleistung keineswegs.

Das zerrende und zerstörerische Alter Ego Falcos wurde an diesem Abend von Charles Kreische dargestellt. Beispielsweise im Song "I Am You“ - auch wenn nicht jeder Ton ganz exakt intoniert war - zeigte er seine expressive Stimme eindrucksvoll und vermittelte die bedrohliche Aura seiner Figur sowohl stimmlich als auch darstellerisch und tänzerisch absolut glaubhaft.

Katharina Gorgi überzeugte in der Rolle der Isabella und berührte mit ihrem warmen Timbre. Schade war jedoch, dass sie unter anderem im Lied Leb deinen Traum mit deutlich hörbaren Intonationsproblemen zu kämpfen hatte.

Ebenfalls für Shlomit Butbul als Maria Hölzel (Falcos Mutter) war die Intonation eine offensichtliche Schwierigkeit. Dennoch eroberte sie mit ihrer humorvoll gespielten Darstellung der stolzen, aber besorgten Mutter die Herzen der Zuschauer.

 

"Rock Me Amadeus - Das Falco Musical“ im Wiener Ronacher Theater ist nicht nur für eingefleischte Falco-Fans ein sehenswertes biografisches Musical, sondern für alle, die eine überraschend ehrliche Geschichte mit mitreißenden Emotionen und starken Songs erleben möchten.